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Wissen

Daten werden oft als Rohstoff des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Begriffe wie „Informationsgesellschaft“ oder „Wissensgesellschaft“ werden häufig genutzt, um den Wandel zu einer digitalen Gesellschaft zu kennzeichnen. Wie aber werden Daten und Informationen zu Wissen, also zu einer individuellen und gesellschaftlichen Ressource, die mit Selektionsprozessen, Wertentscheidungen und Fragen der persönlichen Identität verbunden ist?

Der Rekurs auf ein allgemeines gesellschaftliches Orientierungswissen ist Voraussetzung für die individuelle Sozialintegration sowie die demokratische Selbstorganisation. Wichtige Kriterien zur Gewinnung eines umfassenden, orientierenden Wissens ist einerseits das Wissen vom Wissen der Anderen – also die Kenntnis öffentlicher und allgemeiner Debatten sowie kollektiver Erinnerungen – und andererseits die Nachvollziehbarkeit von Prozessen der Informationssammlung und -auswahl.

Daten und Informationen sind ein unerlässlicher Bestandteil von Wissen; sie können ohne Reflexion, Struktur und Gewichtung jedoch zu einem Verlust und einer Desorganisation von Wissen führen. Die Digitalisierung führt zu einer exponentiellen Zunahme von Daten aus ganz unterschiedlichen Quellen. Der Mensch trägt hierzu vielfach bewusst bei, etwa wenn er in sozialen Netzwerken Informationen über sich offenbart. Teilweise fallen diese Daten unbewusst an, z. B. durch Sensoren autonom fahrender Fahrzeuge. Digitalisierung führt nicht nur zur Zunahme von Daten, sondern ermöglicht zudem die Vernetzung unterschiedlicher Datenquellen und ihre sofortige Analyse.

Aufgrund der zunehmenden Personalisierung von Informationsflüssen und Diensten in der sozialen Kommunikation und der hohen Pluralität der Informationsangebote wird die Herstellung von anerkanntem Wissen jedoch zunehmend erschwert. Welches Wissen soll angesichts von neuen Daten- und Informationsquellen überhaupt Geltung erlangen? Aufgrund der Möglichkeiten zu umfassenden Verhaltensanalysen und zur Datafizierung beispielsweise städticher Infrastrukturen (Smart City) ergeben sich neue Ressourcen für statistisches Wissen und sogenannte evidenzbasierte politische Entscheidungen. Ein solches Wissen birgt zugleich hohe Diskriminierungspotenziale, weil es auf vergangene (ggfs. ungerechte) Verhaltensmuster, nicht aber z. B. auf Erinnerungskulturen oder wertgebundene Gemeinwohldiskurse zurückgreift.

Ein weiteres wichtiges Spannungsfeld liegt zwischen Wissen und „Transparenz“. Transparenz ist ein ambivalenter Begriff, der stets kritisch mit der Problematisierung von Machtverhältnissen verbunden werden muss. Das Negativ-Szenario vom „gläsernen Bürger“ widerspricht unseren Freiheitsvorstellungen, während die Nachvollziehbarkeit des Handelns von Institutionen, des Aufbaus von Infrastrukturen oder der Resultate von durch KI gesteuerten Prozessen ein entscheidender Faktor der demokratischen Kontrolle ist. Es geht bei der Forderung nach Transparenz nicht darum, dass die Funktionsweise von Informationstechniken durch alle Bürgerinnen und Bürger im Detail verstanden wird, sondern darum, Strukturen zu schaffen, die weitgehend offen bleiben für gesellschaftliche und sozial gerechtfertigte Gestaltungsansätze. In diesem Kontext müssen Prozesse der Wissensvermittlung stets in Abhängigkeit von den Techniken der Vermittlung als solchen betrachtet werden. Welche Rolle spielen etwa Social Media-Plattformen, Suchmaschinen oder Blockchain-Technologien für die Wissensvermittlung?

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