Zwei Grafiken

Dynamiken der Partizipation in Zeiten der Digitalisierung

Rosa M. Navarette, MZES, und Christina Eder, GESIS

In den vergangenen drei Jahren haben Forschende im Rahmen des digilog@bw Projekts zahlreiche Daten gesammelt, um die Beziehung zwischen politischer Partizipation, der Nutzung von Online-Plattformen und digitalen Medien als Quellen politischer Information zu analysieren. Daher konzentrierte sich das Team aus Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftlern des MZES und von GESIS (Chun-Hong Chan, Marc Debus, Christina Eder, Rosa M. Navarrete, Harald Schoen und Christian Wolf) darauf, wie die Informationsaufnahme und das Online-Verhalten der Bürger ihre politischen Einstellungen und Präferenzen beeinflussen. Im Laufe des Projekts entstanden drei Datensätze, die alle über das GESIS-Archiv öffentlich zugänglich sind:

  1. Zwischen November 2020 und Oktober 2021 wurde eine dreiwellige online Panel-Umfrage mit mehr als 3200 Befragten durchgeführt und Daten über die Nutzung digitaler Medien, politische Fehlinformationen, politisches Vertrauen und politisches Verhalten, auch in Zusammenhang mit der COVID-Pandemie, gesammelt (DOI: 10.7802/2390).
  2. Im Mai/Juni 2022 fand eine Querschnittsbefragung statt, die neben Items aus der Panelstudie auch Fragen zu Sexismus, zum Umweltschutz und zu Erfahrungen mit Telearbeit enthielt. Rund 1800 Personen nahmen an dieser Studie teil (DOI: 10.7802/2459).
  3. Zuletzt wurde im November/Dezember 2022 ein Online-Umfrageexperiment mit rund 3000 Teilnehmern durchgeführt, das sich wiederum auf die Wahrnehmung der Demokratie, verschiedene politische Verhaltensweisen, politische Einstellungen und die Nutzung digitaler Medien konzentrierte (DOI: tba).

Parallel zur Erstellung dieser Daten verfassten die Forschenden Blogbeiträge, die sich mit Herausforderungen für die politische Partizipation im Zeitalter der Digitalisierung befassen. Christina Eder und Christof Wolf untersuchen verschiedene Typen von politischer Online-Partizipation und beantworten die Frage „Wer nutzt die neuen Möglichkeiten“ (https://digilog-bw.de/blog/politische-online-partizipation-wer-nutzt-die-neuen-moeglichkeiten). In seinem Beitrag analysiert Marc Debus, wie Digitalisierung die Demokratie bedrohen kann, da die Nutzung des Internets als Hauptnachrichtenquelle mit einem geringeren Vertrauen in politische Institutionen einhergehen kann, und erörtert, wie wichtig es für Forschende ist, diesem Umstand und seinen indirekten Folgen mehr Aufmerksamkeit zu schenken (https://digilog-bw.de/blog/das-internet-als-zuverlaessigste-informationsquelle-und-das-vertrauen-in-politische). Darüber hinaus erläutert Rosa M. Navarrete, wie politische Online-Kampagnen an Bedeutung gewannen, während Bürgerinnen und Bürger mit Desinformationen konfrontiert wurden (https://digilog-bw.de/blog/elections-campaigns-and-disinformation). Die Kernaussage ihrer Analyse ist, dass soziale Medienplattformen leicht zur Verbreitung problematischer Inhalte genutzt werden können, jedoch das Ausmaß, in dem jene Inhalte tatsächliche Politik beeinflussen, davon abhängt, wie gut Bürgerinnen und Bürger über die Risiken von Desinformation informiert sind und wie groß ihre Bereitschaft ist, diesen Botschaften Glauben zu schenken. Es gibt somit zwei Möglichkeiten, die Auswirkungen von Fehlinformationen abzuschwächen. Einerseits sollten Online-Nachrichtenplattformen und Social-Media-Seiten Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung von Fake News zu verhindern. Andererseits könnte die Förderung vertrauenswürdiger Institutionen, welche die Qualität der Informationen überprüfen, den Bürgerinnen und Bürgern helfen, zuverlässige Quellen zu erkennen.

Zudem arbeitete das Team auch an wissenschaftlichen Artikeln, die auf verschiedenen Konferenzen vorgestellt wurden. So präsentierten Rosa M. Navarrete und Christina Eder ihr Paper „Are social media and misinformation a threat to democracy?“ auf dem DVPW-Kongress. Ihre wichtigsten Ergebnisse lassen sich in den folgenden Punkten zusammenfassen:

  • Die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit der Funktionsweise der Demokratie nimmt leicht ab, wenn soziale Medien eine der Hauptquellen für politische Informationen sind.
  • Wenn Bürgerinnen und Bürger an Verschwörungstheorien oder Des-/Fehlinformationen glauben, ist es auch wahrscheinlicher, dass sie ein negativeres Bild von der Demokratie haben, unabhängig ihrer Gewohnheiten beim Konsum politischer Informationen oder ihrem Umgang mit Online-Inhalten.

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